Wechsel bei den LNVG-Führungskräften: Falk Fehsenfeld und Dieter Sandmann (Foto) sind in den Ruhestand gegangen. Fehsenfeld war seit 2015 Bereichsleiter Angebot, Sandmann leitete seit 2016 den Bereich Infrastruktur, beide haben die Arbeit der LNVG geprägt. Im Rückblick sprechen beide über Höhepunkte ihrer Arbeit, verraten auch, welches Projekt sie gern noch zu Ende geführt hätten. Und: Kolleginnen und Kollegen sagen ganz persönlich Danke!
„Es nützt ja nichts, nur von einem Bahnhof zum nächsten zu denken“
Nach 28 Jahren bei der LNVG ist Falk Fehsenfeld Ende Juli als Bereichsleiter Angebot in den Ruhestand gegangen.

„Meine Lieblingsstrecke?“ Falk Fehsenfeld grübelt nicht lange: „Ganz klar, Delmenhorst – Hesepe!“ Die Strecke im Oldenburger Münsterland sei beispielhaft für die Arbeit der Landesgesellschaft. „Die Verbindung war vor der Jahrtausendwende totgesagt, eine Stilllegung stand im Raum. Wir haben es ab dem Jahr 2000 mit einem besseren Angebot für die Fahrgäste geschafft, dass sich die Nachfrage sehr positiv entwickelt hat. Schon nach zwei Jahren hatte sich die Fahrgastzahl verfünffacht – und der Zuwachs ging weiter.“

1996 entdeckte Fehsenfeld eine Anzeige in der Zeitung. Der Diplomingenieur vom Eisenbahnlehrstuhl an der Uni Hannover wechselte zur gerade gegründeten LNVG. „Es war ein echter Neuanfang, da wollte ich von der ersten Stunde an dabei sein“, sagt der 66-Jährige heute.
Hintergrund ist die Bahnreform - 1996 gab der Bund die Zuständigkeit für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) an die Länder ab. Niedersachsen war Vorreiter der Veränderung, sorgte schnell mit Ausschreibungen und Wettbewerb für mehr Verkehr. „Die Zugverbindungen waren damals zum Teil rudimentär – da haben wir viel erreicht und mittlerweile auf fast allen Strecken mindestens einen Stundentakt.“ Als besondere Beispiele nennt er neben den drei Strecken im Teilnetz Weser-Ems die Einführung des Regio-S-Bahn-Systems in Bremen und umzu. Dabei hat Fehsenfeld immer einen Grundsatz verfolgt: „Es ist wichtig, Anschlüsse im Blick zu haben. Es nützt ja nichts, nur von einem Bahnhof zum nächsten zu denken. Integraler Taktfahrplan (ITF) und Deutschlandtakt sind hier zu nennen.“
28 Jahre lang hat Fehsenfeld unter diesem Motto den SPNV in Niedersachsen mit vorangetrieben. Dass er so lange bei der LNVG bleiben würde, damit hatte er weder geplant noch gerechnet. „Ursprünglich war eine Prüfung vorgesehen, nach der Expo 2000 die SPNV-Aufgabenträgerschaft auf die Landkreise oder mehrere Landkreise gemeinsam zu übertragen.“ Im Ergebnis blieb es in Niedersachsen bei drei Aufgabenträgern, dem Regionalverband Großraum Braunschweig, der Region Hannover und der LNVG.
2015 übernahm der Ingenieur die Leitung des Bereichs Angebot. „Besonders stolz bin auf mein Team. Die Kolleginnen und Kollegen machen eine herausragende Arbeit. Meinem Nachfolger Joachim Ebinger, der auch schon von Anfang an bei der LNVG ist, wünsche ich viel Erfolg bei der der Bewältigung der zunehmenden Herausforderungen.“ Dazu gehören überlastete Infrastruktur und extrem lange Planungszeiten, so Fehsenfeld. „Selbst eine Bahnsteigverlängerung um wenige Meter, die für den Einsatz längerer Züge benötigt wird, kann sieben Jahre dauern.“
Was hat Fehsenfeld im Ruhestand vor? Für 2025 sind schon Reisen geplant. „Erstmal mache ich jetzt aber Pause. Und dann will ich mehr Sport machen und mein Englisch und Französisch wieder verbessern. Da habe ich etwas den Anschluss verloren.“
Dirk Altwig
Ganz persönliche Kommentare zu Falk Fehsenfeld
Carmen Schwabl: „Von Falk Fehsenfeld habe ich gelernt, dass sich zwar immer neue Fragestellungen ergeben, aber umfassende Fachkompetenz, langjährige Erfahrungen und ein gutes Team auch stets Lösungen für die Praxis finden.“
Dieter Sandmann: „Mit Falk habe ich über 25 Jahre zusammengearbeitet. Ich schätze sein Knowhow und seine konstruktive Art.“
Joachim Ebinger: „Lieber Falk, Du hast immer den Blick auf den Menschen gerichtet, sowohl in der Angebotsplanung als auch im kollegialen Miteinander. Das fand ich großartig!“
„Viele Modernisierungen hätte es ohne Land und LNVG nicht gegeben“
Nach 15 Jahren bei der LNVG ist Dieter Sandmann (65) als Bereichsleiter Infrastruktur in den Ruhestand gegangen.
Infrastruktur – die zweitkleinste Abteilung der LNVG. Dieter Sandmann, bis März Bereichsleiter, beschreibt die Bedeutung der Arbeit mit einer freundlichen Stichelei: „Die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bereichen können viele schöne Ideen haben, aber die Infrastruktur ist die Basis, damit die Züge fahren können.“

"Der Bereich ist in einer besonderen Situation: Die meisten Strecken und Stationen in Niedersachsen gehören Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Der DB-Konzern als Aktiengesellschaft handele nur, wenn es sich rechne", so Sandmann. „Die Modernisierung vieler Bahnhöfe hätte es bis heute nicht gegeben, wenn das Land und die LNVG nicht mit Steuergeldern eingestiegen wären. Dennoch sei die Möglichkeit, zu gestalten, inzwischen größer als mit der alten Bundesbahn vor der Bahnreform 1998. Da haben sie Briefe geschrieben und waren bloß Bittsteller.“
Seit der Jahrhundertwende sei es der LNVG zum Beispiel gelungen, den Kapazitätsausbau des Teilnetzes Weser-Ems voranzutreiben, Sandmann nennt auch den Ausbau der Heidebahn (Buchholz/Nordheide – Soltau – Bennemühlen) bis 2016. Von den 282 Bahnhöfen und Stationen im Bereich der LNVG sind bereits 78 Prozent barrierefrei. „Unsere Arbeit ist ein Marathonlauf.“
Bereits zum zweiten Mal prüft die LNVG derzeit, welche Strecken im Land sich reaktivieren lassen, bei vier Verbindungen ist eine Vorentscheidung gefallen, die nötigen Anträge beim Bund zu stellen.
Anders als viele Kolleginnen und Kollegen im SPNV-Aufgabenträgerbereich der LNVG hat Sandmann übrigens keinen „Verkehrs-Hintergrund“, sondern kommt aus der Landesverwaltung. Aber schon seit 1990 war er im Niedersächsischen Wirtschaftsministerium für „Schiene“ zuständig. „Ich wurde 2009 gefragt, ob ich nicht wechseln will. Schließlich hat mich das Thema Bahn schon immer angesprochen und birgt stets neue, interessante Herausforderungen".
Zwei Themen hätte Sandmann gerne noch weiterbearbeitet. Noch gibt es in Deutschland verschiedene Bahnsteighöhen. An Hauptstrecken 76 Zentimeter und an Nebenstrecken oft noch 55 Zentimeter. „Das erschwert es enorm, barrierefreie Züge einzusetzen und macht perspektivisch einfach keinen Sinn“, sagt Sandmann. Für Niedersachsen müsse mit der DB ein Konzept gefunden werden, wie alle Bahnsteige auf 76 Zentimeter gebracht werden könnten. Das zweite Thema ist wieder das Teilnetz Weser-Ems. Bis 2034 soll z. B. die Strecke Oldenburg – Osnabrück komplett elektrifiziert werden und zusätzliche zweigleiseige Abschnitte erhalten. Sandmann: „Da haben wir mit jahrelanger Detailarbeit und einem umfangreichen Gutachten die Grundlage geschaffen. Ich beneide meinen Nachfolger, Steffen Weckend, und die anderen Kolleginnen und Kollegen ein bisschen darum, das weiterzumachen und wünsche Ihnen natürlich viel Erfolg.“
Dirk Altwig