Das niedersächsische Schienennetz ist geprägt durch zahlreiche Hauptverkehrsachsen mit hoher Ausbauqualität. Damit korrespondiert allerdings auch eine hohe Nutzungsintensität durch überregionale Personen- und Güterverkehre. Die Einführung von kundenfreundlichen Taktsystemen im Personenfern- und -nahverkehr sowie die wachsenden Zugzahlen haben zu einer steigenden Auslastung, in Teilen sogar Überlastung des Schienennetzes geführt. Besonders betroffen sind die Zulaufstrecken zu den Eisenbahnknoten und die großen Knoten Hamburg, Bremen und Hannover selbst, weil sich hier verschiedene Verkehrsströme überlagern und die Verkehre neu sortiert werden. Folgende für uns relevante Streckenabschnitte sind zurzeit (2024) überlastet: Wunstorf – Minden, Uelzen – Stelle, Hamburg-Harburg – Hamburg Hbf.
Ergänzt wird dieses Netz durch diverse Strecken von eher regionaler Bedeutung. Der Ausbaustandard dieser Strecken ist niedriger als auf den Hauptachsen; insbesondere sind diese Strecken in der Regel nicht elektrifiziert. Um auch auf diesen Strecken ein attraktives Angebot im SPNV anbieten zu können, haben sich Land Niedersachsen und die LNVG seit der Übernahme der Verantwortung für den SPNV im Jahr 1996 mit Nachdruck für die Ertüchtigung und den Ausbau dieser Regionalstrecken eingesetzt. Diese Investitionen in die Streckeninfrastruktur waren Voraussetzung für die Umsetzung neuer Betriebskonzepte.
Eine neue Zielstellung unter dem Blickwinkel der Klima- und Verkehrswende ist, die heutigen dieselbetriebenen Fahrzeuge perspektivisch durch lokal emissionsfreie Züge zu ersetzen. Neben dem Einsatz von HEMU-Fahrzeugen (Hydrogen Electric Multiple Unit: Antrieb durch Brennstoffzellen) sollen perspektivisch vermehrt BEMU -Fahrzeuge (Battery Electric Multiple Unit: Antrieb durch Batterien) zum Einsatz kommen. Hierfür sind auf Grund der Länge der nicht elektrifizierten Streckenabschnitte regelmäßig Nachlademöglichkeiten vorzusehen. In Betracht kommt dafür insbesondere eine abschnittsweise Überspannung der Gleise mit Oberleitung (Teilelektrifizierung).
Folgende Strecken wurden seitdem auf gemeinsame Initiative der LNVG und des Landes Niedersachsen ausgebaut:
Strecke | wesentlicher Ausbauzweck | Fertigstellung |
---|---|---|
Bad Bentheim – Nordhorn – Neuenhaus | Ausbau für 80 km/h, Reaktivierung für SPNV | 2019 |
Einbeck-Salzderhelden – Einbeck Mitte | Reaktivierung für SPNV | 2018 |
Walsrode – Soltau | Ausbau für 120 km/h | 2016 |
Hildesheim - Groß Gleidingen | zweigleisiger Ausbau | 2012 |
Bennemühlen - Walsrode | Ausbau für 120 km/h | 2011 |
Soltau - Buchholz/Nordheide | Ausbau für 120 km/h | 2011 |
HH-Neugraben - Stade | Ausbau für 2-System-S-Bahn | 2007 |
Emden – Emden-Außenhafen | Streckenelektrifizierung | 2006 |
OS-Hörne - Dissen/Bad Rothenfelde | Reaktivierung | 2005 |
Delmenhorst - Hesepe | Ertüchtigung für 80 km/h | 2003 |
Großdüngen - Bodenburg | Neue Haltepunkte | 2003 |
Leer - Neuschanz | Ausbau für 120 km/h | 2002 |
S-Bahn-Netz Hannover | Aufnahme S-Bahn-Betrieb; tlw. Schaffen separater Infrastruktur | 2000 |
Hildesheim - Goslar - Vienenburg | Ausbau für NeiTech-Betrieb | 2000 |
Oldenburg - Osnabrück | Ausbau für 120 km/h | 2000 |
Esens - Sande | Ertüchtigung für 80 km/h | 2000 |
Eichenberger Kurve | Direktverbindung Göttingen Richtung Eisenach/Erfurt | 1999 |