Mit neuem Takt in die Zukunft
Rund 120 Millionen Fahrgäste sind pro Jahr mit Nahverkehrszügen in Niedersachsen unterwegs, davon 90 Millionen Fahrgäste im Zuständigkeitsbereich der LNVG. Unser SPNV-Konzept 2030+/2040+ schafft die Grundlage, damit sich die Fahrgastzahl verdoppeln kann. Bis 2030+ soll ein Viertel mehr Züge fahren, bis 2040+ im Vergleich zu heute sogar die Hälfte mehr Züge. So leistet der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) einen großen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz.
Wir haben über 60 SPNV-Linien, die unseren Zuständigkeitsbereich berühren, nach drei Kriterien betrachtet: In welchem Takt sollen die Züge künftig fahren (Angebot)? Was für Züge sollen dort eingesetzt werden (Fahrzeuge)? Und was muss zum Beispiel an der Strecke oder in den Bahnhöfen ausgebaut werden, damit das Angebot verbessert werden kann (Infrastruktur)? Das detaillierte Ergebnis zeigt die Karte auf unserer Website https://www.lnvg.de/spnv/spnv-konzept-2030.
Die größten Fahrgaststeigerungen können dort erreicht werden, wo die Nachfrage heute schon sehr hoch ist. Aber gerade in den immer noch wachsenden Großstadtregionen wird der seit langem fehlende Infrastrukturausbau zum Hemmnis für die Bewältigung des Pendleraufkommens und des Freizeitverkehrs. Ohne massive Investitionen in die Infrastruktur und Ausbau der Kapazitäten wird die Schiene keine nennenswerte Nachfragesteigerung erzielen können.
Aber auch in der Fläche sollen die Fahrgastpotenziale ausgeschöpft werden und das Angebot ausgebaut und attraktiver werden. Der SPNV - das Rückgrat für den ÖPNV – muss hier gestärkt werden.
Weitere Fahrgaststeigerungen lassen sich durch eine konsequente Vernetzung aller Verkehrsträger des Umweltverbundes erreichen. Die ÖPNV-Aufgabenträger in der Fläche müssen für die Kunden ein attraktives Busangebot oder andere Anbindungen auch außerhalb der Zeiten für den Schülerverkehr machen, das auf die Züge abgestimmt ist. Vor allem Regionalbahnlinien aber auch das Gesamtangebot könnten so noch attraktiver werden, wenn die Reisekette von Haus zu Haus im ÖPNV funktioniert.
Eisenbahnunternehmen sind gefordert
Das Angebot muss verlässlich sein. Nur ein verlässliches Angebot führt dazu, dass Reisende den SPNV als langfristige Alternative zum Auto wählen. Die Beseitigung der bestehenden Qualitätsprobleme ist Voraussetzung für das Gelingen der Verkehrswende. Jeder Zug muss pünktlich und mit der bestellten Kapazität fahren. Der Bund muss dafür Strecken und Bahnhöfe ausbauen und Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre Personalprobleme lösen.
Finanzierung und Priorisierung
Der derzeit zur Verfügung stehende Finanzrahmen wird nicht ausreichen, um alle Herausforderungen bewältigen zu können. Die im SPNV-Konzept 2030+/2040+ dargestellten Angebotsverbesserungen müssen daher noch priorisiert werden. Maßstab sollte dabei sein, mit welchen Maßnahmen die höchsten Nachfragesteigerungen im SPNV erzielt und damit der größte Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann. Die Umsetzung gerade der für den Klimaschutz meisten wichtigen Maßnahmen in den Ballungsräumen wird aufgrund des erforderlichen Infrastrukturausbaus aber erst im Zeithorizont 2040+ möglich sein, wenn keine Beschleunigung durch den Bund erfolgt.
Mehr Leistung - Halbstundentakt:
Unser Konzept sieht die Ausweitung des Fahrplanangebotes für den Verantwortungsbereich der LNVG von etwa 39 Millionen Zugkilometer (Fahrplan 2023)
- auf etwa 50 Mio. Zugkm im Konzept 2030+ (+25%) und
- auf etwa 60 Mio. Zugkm im Konzept 2040+ (+50%) vor.
Es ergeben sich Halbstundentakte auf fast allen RE-Linien und S-Bahn-Linien. Durch die Überlagerung von Linien auf den Strecken kommt es zu weiteren Taktverdichtungen.en.
Neue Halbstundentakte sind z.B. auf folgenden Strecken vorgesehen:
- Hamburg – Hannover – Göttingen (RE 2 und RE 3)
- Cuxhaven- Hamburg (RE 5)
- Hannover – Bremen (R E8)
- Bremen – Osnabrück (RE 9)
- Hannover – Goslar (RE 10)
- Wilhelmshaven – Oldenburg (RE 1, RE 18 und RS 3)
- Oldenburg – Osnabrück (RE 18)
- Hannover – Minden (RE 60 und RE 70)
- Rheine – Leer (RE 15 und RE 60)
- Bielefeld – Osnabrück - Rheine (RE 61 und RB 61)
- Lüneburg – Lübeck (RE 83)
- Bad Zwischenahn – Leer (RS 30)
- Twistringen – Bremen (RS 2)
- Rotenburg – Bremen (RS 5)
- Minden – Hannover in den Hauptverkehrszeiten (S 1)
- Nienburg – Hannover in den Hauptverkehrszeiten (S 2)
- Hildesheim – Lehrte – Hannover in den Hauptverkehrszeiten (S 3)
Einen attraktiven Halbstundentakt wollen wir auch auf nachfragestarken Regionalbahnlinien (RB) einrichten
- Hamburg – Lüneburg (RB 31)
- Hamburg – Buchholz – Tostedt (RB 41)
- Hannover – Soltau – Buchholz – Hamburg (RB 38)
- Delmenhorst – Lohne (RB 58)
- Münster – Osnabrück (RB 66)
- Osnabrück – Dissen/Bad Rothenfelde – Bielefeld (RB 75)
Auch von Osterode in Richtung Göttingen wird ein Halbstundentakt eingerichtet, in dem neben der heutigen RB 80 eine neue Linie RB 89 eingerichtet wird, die über eine neue Kurve in Herzberg fährt.
Noch dichtere Takte werden in den Hauptverkehrszeiten mit einem 15 Minutentakt zwischen Lüneburg und Hamburg Hbf (RE3), Tostedt und Hamburg Hbf (RE 4), Bremen-Blumenthal und Achim sowie mit einem 20-Minutentakt zwischen Stade und Hamburg (RE 5 und S 6) in den Hauptverkehrszeiten angeboten.
Neuer Stundentakt
Auf einen Stundentakt verdichtet wird die Linie Holzminden – Kreiensen (RB84) sowie die derzeit relativ schwach nachgefragten Linien:
- RB32 Lüneburg – Dannenberg
- RB37 Bremen – Langwedel – Uelzen
- RE78 Nienburg – Minden ( – Bielefeld)
- RB 85 (Paderborn – ) Ottbergen – Göttingen
- RS 6 Verden (Aller) – Rotenburg (Wümme)
Außerdem werden die in Niedersachsen hineinführenden Linien RE 20 (Magdeburg - Uelzen) und RE 1 (Erfurt - Göttingen) auf einen Stundentakt verdichtet.
Neuer Linienverlauf und Verknüpfungen
Linienverlängerungen (Durchbindungen, Verknüpfungen von oder neue Teilnetzzuschnitte) sind ebenfalls vorgesehen:
- Die Linie RE60 Braunschweig – Rheine wird bis Leer verlängert, um zusammen mit der RE-Linie 15 Emden – Münster im Emsland zwei Züge pro Stunde und damit Direktverbindungen zwischen Osnabrück und dem Emsland anzubieten.
- Die Linie RE 70 verkehrt neu von Bielefeld nach Wolfsburg. Damit gibt es z.B. von Stadthagen aus stündlich Direktverbindungen nach Braunschweig (RE 60) und Wolfsburg (RE 70).
- Durchbindungen von Nahverkehrslinien in Hamburg Hbf in Richtung Norden sind noch in der Prüfung.
- Durchbindungen der RE-Linie 2 in Göttingen in Richtung Kassel werden geprüft. Die Linie RE 2 wird dann in Hannover enden. Eine Verschlechterung für den Abschnitt Hannover – Uelzen - Hamburg gibt es nicht, da der RE 3 auf einen Halbstundentakt verdichtet wird. Ein Umstieg in Hannover vom RE 2 auf den RE 3 ist auch weiterhin ohne Reisezeitverlust möglich.
- Ersatz der Linie RB 77 durch den RE 50 zwischen Hildesheim und Elze. Das verbessert die Reisezeit aus Hameln in die Metropolregion Braunschweig/Wolfsburg um eine halbe Stunde ohne Fahrzeitverlängerungen nach Hildesheim. Ebenso entsteht eine attraktive Städteverbindung von Göttingen nach Braunschweig bzw. Wolfsburg.
- Durchbindung der Linien RB 82 (Bad Harzburg – Kreiensen) und RB 84 (Paderborn – Kreiensen) schafft eine attraktive Direktverbindung Paderborns an den Nordharz.
- Halbstündliche Anbindung von Osterode in Richtung Göttingen durch eine neue stündliche Direktverbindung mit einer neuen Kurve in Herzberg.
- Mit der Verlängerung der Linien RE 8 und RE 9 von Bremerhaven-Lehe nach Cuxhaven werden nach Streckenelektrifizierung Direktverbindungen jeweils im Zweistundentrakt von Cuxhaven nach Hannover und Osnabrück angeboten.
Kürzere Reisezeiten und weniger Umstiege
Für viele Verbindungen ergeben sich auch kürzere Reisezeiten, insbesondere durch die bessere Verknüpfung in den Taktknoten und die Verkürzung von Umsteigezeiten, aber auch durch Schaffung neuer Direktverbindungen wie zum Beispiel zwischen dem Emsland und Osnabrück oder Bremen und Braunschweig.
Strecken reaktivieren
Ein Lenkungskreis, der sich aus den verkehrspolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Landtagsfraktionen sowie aus Vertreterinnen und Vertreter von Fachverbänden und kommunalen Spitzenverbänden zusammensetzt, diskutiert seit Frühjahr 2023 die Reaktivierung von Strecken für den SPNV.
Folgende Streckenreaktivierung sind im SPNV-Konzept 2030+/2040+ bereits berücksichtigt
- Buchholz (in der Nordheide) – Jesteburg – Hamburg-Harburg
- Neuenhaus – Coevorden
Reaktivierung von Haltepunkten
Neben der Frage, welche Strecken sich zur Reaktivierung eignen, prüfen wir fortlaufend auch Wünsche nach Einrichtung zusätzlicher Bahnhalte. Allerdings zeigt sich, dass das hochgradig vernetzte Liniennetz sowie die infrastrukturellen Rahmenbedingungen nur wenig Raum für die Einrichtung bzw. Reaktivierung von Stationen eröffnen. Dennoch gehen wir für das SPNV-Konzept 2030+/2040+ davon aus, dass u.a. die nachfolgenden Haltepunkte im Bereich der LNVG reaktiviert werden:
- Rosdorf, Bunde, Ihrhove, Adendorf, Altenwalde, Cappel-Midlum oder Spieka, Verden-Dauelsen, Achim-Uphusen, Neermoor, Belm, Vehrte, Alfhausen, Osnabrück-Rosenplatz, Hildesheim-Himmelsthür, Kirchlinteln
Optimierung bleibt auf der Tagesordnung
Wir werden dieses SPNV-Konzept kontinuierlich weiterentwickeln. Zur Stärkung des Tourismus wollen wir direkte Verstärkerzüge prüfen, um zum Beispiel an Wochenenden in der Saison Fahrgäste zur Nordseeküste oder im Winter direkt in den Südharz zu bringen. Ebenso werden wir Durchbindungen im Knoten Goslar prüfen, um den Nordharz besser an den Fernverkehr anzuschließ