Neben dem Ausbau der vorhandenen Strecken zur Attraktivitätssteigerung des SPNV für Fahrgäste treibt die LNVG auch mit Streckenreaktivierungen die Mobilitätswende voran. Veränderte Rahmenbedingungen, wie verbesserte Förderbedingungen für Investitionen bei Streckenreaktivierungen mit GVFG-Mitteln des Bundes im Jahr 2020 und eine weiterentwickelte Verfahrensanleitung für die Standardisierte Bewertung im Sommer 2022, bieten eine gute Ausgangslage für die neue Reaktivierungsuntersuchung. Die LNVG unterstützt das im Koalitionsvertrag 2022 der niedersächsischen Landesregierung festgehaltene Ziel, die Chancen der Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken zu nutzen und hat dafür im Frühjahr 2023 in Abstimmung mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung ein Reaktivierungsprogramm enwickelt, das eine 4-stufige Untersuchung vorsieht.
Für jedes Vorhaben entscheidend wird am Ende einerseits die notwendige Erfüllung der vom Bund gesetzten Voraussetzungen sein, um die GVFG-Förderung in Anspruch nehmen zu können, sowie andererseits die Verfügbarkeit ausreichender Finanzmittel um eine 20-jährige Bestellgarantie eingehen zu können.
Diese Reaktivierungsuntersuchung wird von einem Lenkungskreis unter der Leitung des Niedersächsichen Ministers für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung begleitet, in dem alle im Landtag vertretenen Parteien, die niedersächsischen SPNV-Aufgabenträger, die niedersächsischen kommunalen Spitzenverbände, sowie Verkehrs-, Sozial- und Umweltverbände vertreten sind.
Aktueller Stand des Verfahrens:
Erster Lenkungskreis am 11.04.2023
(Stufe 1): Start der Untersuchung und Aufruf von Wirtschaftsminister Lies
Im ersten Lenkungskreis wurde das Untersuchungsdesign der Reaktivierungsuntersuchung vorgestellt. Im Anschluss an den Lenkungskreis erfolgte ein Aufruf von Wirtschaftsminister Lies an die Niedersächsischen Kommunen, SPNV-Aufgabenträger und den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, Vorschläge für Reaktivierungskandidaten zu nennen.
Zweiter Lenkungskreis am 05.06.2023
(Stufe 1): Übersicht über Reaktivierungskandidaten und Beschleunigung einzelner Reaktivierungsstrecken
In der zweiten Sitzung des Lenkungskreises wurden die 54 Strecken vorstellt, die in der ersten Stufe untersucht werden. Weiterhin waren sich die Teilnehmenden einig, dass einige Strecken beschleunigt reaktiviert werden sollen, darunter auf dem Gebiet der LNVG die Strecken Lüneburg - Soltau sowie Bremervörde - Stade.
Dritter Lenkungskreis am 19.10.2023
(Stufe 1): Auswahl der Strecken, die in Stufe 2 aufrücken
In der dritten Sitzung des Lenkungskreises wurde die Bewertung der Strecken vorgestellt. Die Teilnehmenden des Lenkungskreises waren sich einig, dass die Reaktivierungskandidaten, die noch nicht in Stufe 2 aufgerückt sich, einer Nachbetrachtung mit den Kommunen unterzogen werden sollen.
Vierter Lenkungskreis am 27.02.2024
(Stufe 1) Nachbetrachtung der Strecken, die zunächst noch nicht in Stufe 2 aufgerückt sind
Seit Januar 2024 werden gemeinsam mit Kommunen die Strecken nachbetrachtet, die noch in Stufe 1 verblieben sind. Das Ergebnis dieser Nachbetrachtung soll dem Lenkungskreis am 27.02.2024 vorgestellt werden. Der aktuelle Stand der Untersuchung sowie weitergehende Unterlagen sind auf der Seite des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung zu finden.
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Die Termine für die nächsten Lenkungskreissitzungen stehen bereits fest:
12.08.2024: Vorstellung des Bewertungsschemas für die Nutzwertanalyse in Stufe 2
04.12.2024: Vorstellung der Ergebnisse der Nutzwertanalyse der Strecken in Stufe 2.
Rückblick
Den Start machte 2006 die Reaktivierung der Strecke „Haller Willem“ von Bielefeld nach Osnabrück.
Ab 2013 erfolgte eine groß angelegte vergleichende Untersuchung mit dem Ziel, die Strecken in Niedersachsen zu identifizieren, welche für eine Reaktivierung unter wirtschaftlichen und verkehrlichen Gesichtspunkten geeignet sind.
Die Untersuchung war dreistufig angelegt und erfolgte ebenfalls unter Begleitung eines Lenkungskreises, in dem u.a. die Verkehrswirtschaft sowie von Verkehrs- und Umweltverbände vertreten waren. In der dritten und abschließenden Untersuchungsstufe wurden acht von ursprünglich 74 vorgeschlagenen Strecken durch externe Gutachter mittels eines standardisierten, allgemein anerkannten Verfahrens bewertet.
Von den drei Strecken auf dem Gebiet der LNVG, deren Nutzen-Kosten-Verhältnis aus gesamtwirtschaftlicher Sicht positiv ausfiel, wurden die Strecken
- Neuenhaus – Nordhorn – Bad Bentheim und
- Einbeck-Salzderhelden – Einbeck Mitte
in Betrieb genommen.
Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen wurden weitere Teilräume und Mittelzentren wie Einbeck und Nordhorn an den SPNV angebunden und somit das Mobilitätsangebot in Niedersachsen nachhaltig ausgebaut.
Die Reaktivierung der Strecke Buchholz – Maschen – Hamburg-Harburg ist weiterhin geplant und wird nach Herstellung der dafür notwendigen Infrastruktur eröffnet. Des Weiteren begleitet und unterstützt die LNVG die geplante Verlängerung der bereits reaktivierten Strecke nach Neuenhaus in das niederländische Coevorden.