Unsere Fahrzeuge: Hohe Qualität mit Perspektive für 30 Jahre
Komfortable Züge sind eine Voraussetzung, um noch mehr Menschen fürs Bahn fahren zu gewinnen. Die LNVG setzt daher bewusst eigene Fahrzeuge ein, die an die Eisenbahnverkehrsunternehmen in den jeweiligen Netzen vermietet werden. Wir wollen in der Hand haben, was wo rollt, damit eine hohe Qualität der Fahrzeuge sichergestellt werden kann. Außerdem sorgt der Fahrzeugpool dafür, dass sich bei der Ausschreibung von Netzen nicht nur Unternehmen bewerben können, die über eigene Fahrzeuge verfügen. Das stärkt den Wettbewerb. Nicht zuletzt sind die von der LNVG beschafften Fahrzeuge und die nunmehr gleichzeitig mitbeauftragte Instandhaltung über die gesamte Lebensdauer Garantie dafür, dass die getätigte Investition nachhaltig wirkt, und die Fahrzeuge für den SPNV in Niedersachsen zur Verfügung stehen. Wir legen sehr hohen Wert auf die Energieeffizienz und die flexible Nutzbarkeit der Fahrzeuge.
Wir sind auf der Höhe der Zeit – und manchmal sogar ein Stück weiter:
In den kommenden Jahren erhalten wir für das Expresskreuz Bremen-Niedersachsen 34 neue Doppelstock-Triebzüge. Ihre Einstiege sind stufenfrei, sie können auch von Rollstuhlnutzenden ohne weitere Hilfe verwendet werden. Sie gehören zu den leisesten Nahverkehrszügen Deutschlands - davon profitieren Fahrgäste und Anlieger von Bahnstrecken gleichermaßen.
Eisenbahnfahrzeuge haben eine wirtschaftliche Lebensdauer von 30 Jahren. Diese Nutzungszeit ist nachhaltig – für die Umwelt und den Steuerzahler. Bei der Ausstattung planen wir eine Modernisierung gleich mit ein, um neue technische Entwicklungen aufzunehmen: Nach einer Einsatzdauer von etwa 15 Jahren bekommt jedes Fahrzeug dafür eine „Hauptuntersuchung extra large (HU XL)“. Dabei werden unter anderem die Außenlackierung und alle Sitze erneuert, Anzeigen für die Fahrgastinformation ersetzt oder auch Beleuchtung und Klimaanlagen verbessert. Damit reicht der Komfort in diesen Fahrzeugen dann nahezu an Neufahrzeuge heran.
Wir wissen nicht, welche Innovationen es in den kommenden Jahrzehnten bei der Gestaltung der Züge geben wird – aber wir werden Entwicklungen mit vorantreiben. So testet derzeit ein Hersteller mit zweien unserer Fahrzeuge wie das europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS genutzt werden kann, um das automatisierte Fahren auf Regionalstrecken umzusetzen.
Ohne CO2-Ausstoß in die Zukunft
Die LNVG kauft keine neuen Dieselfahrzeuge mehr. Wir haben 2012 von der Bahnindustrie eine Alternative zum Dieseltriebzug auf nicht elektrifizierten Strecken gefordert und damit die Entwicklung der ersten Wasserstoffzüge der Welt angestoßen. Seit 2022 rollen sechs dieser Brennstoffzellen-Züge für uns, seit Herbst 2023 läuft der tägliche Betrieb ganz überwiegend mit Wasserstoff. Rund um Bremervörde werden 14 Züge rund 30 Jahre im Einsatz sein.
Schon ab Ende der 2020-er Jahre werden wir weitere Triebzüge mit alternativen Antrieben einsetzen, wenn keine elektrische Oberleitung zur Verfügung steht. Welche Technik wird das sein? Wir haben Batterieantrieb (BEMU) oder Brennstoffzellenantrieb (H2MU) gegenübergestellt.
Ergebnis: Der Einsatz von Batteriefahrzeugen ist auf den übrigen niedersächsischen Strecken insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen vorzuziehen, da beispielsweise die Anfangs- und Endpunkte bereits elektrifiziert sind. Der Einsatz dieser „Akku-Züge“ ist aber nur möglich, wenn vorhandene Oberleitungen verlängert oder Oberleitungsinseln geschaffen werden, wo nachgeladen werden kann. Damit wollen wir zugleich die Vereinheitlichung Fahrzeugflotte vorantreiben und die Flexibilität über deren technische Lebensdauer erhöhen – bis hin zu einem späteren Neuzuschnitt von Liniennetzen.
Fahrzeuge flexibel einsetzen – Triebzüge ersetzen Lokomotiven
Lokomotiven rollen bei der LNVG ab etwa 2033 aufs Abstellgleis. Noch ziehen klassische Elektro- und Dieselmaschinen unsere Doppelstockzüge im Hansenetz und im Netz Unterelbe. Wenn diese Lok-Wagen-Züge ersetzt werden müssen, werden wir dort Doppelstock-Triebzüge einsetzen. Denn: Beim Lok-Wagen-Zug ist der Antrieb allein auf die Lok konzentriert. Die Lok hat keine Sitzplätze, der Zug kann unterwegs praktisch nicht geteilt werden, um verschiedene Ziel anzusteuern.
Bei Triebzügen, mit je einem Führerstand vorne und hinten, sind die Motoren im Zug verteilt, so steht mehr Platz für Fahrgäste zur Verfügung. Außerdem ist es möglich, bis zu drei Triebzüge zu kuppeln – und unterwegs auch wieder zu trennen. So kann flexibel auf die Fahrgastnachfrage reagiert werden und es ist vergleichsweise leicht, Züge zu flügeln, um verschiedene Zielbahnhöfe zu erreichen.
Barrierefrei Einsteigen: Wir schaffen Lösungen
In Deutschland haben sich historisch verschiedene Bahnsteighöhen entwickelt. An Hauptstrecken ist inzwischen ein Einstieg auf 76 Zentimeter Höhe über Schienenoberkante zu finden. Auf anderen Strecken sind 55 Zentimeter über Schienenoberkante vorhanden. Verschwinden wird das Maß von 38 Zentimeter Höhe über Schienenoberkante.
Die Situation ist unbefriedigend, da zu befürchten ist, dass es an einer Bahnstrecke noch über Jahrzehnte verschiedene Einstiegshöhen geben wird, wenn der Bund Bahnsteige nicht schneller umbaut. Hier gilt es, in enger Abstimmung mit den Fördermittelgebern und der DB Lösungen zu entwickeln, die eine Weiterentwicklung auch dieser Verkehrsstationen ermöglicht.
Wir werden für neue Fahrzeuge verschiedene technische Lösungen prüfen, um Fahrgästen trotzdem einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen. Denkbar ist, im Fahrzeug Türen auf verschiedenen Höhen zu haben. Es kann jeweils die Tür genutzt werden, die zum Bahnsteig passt. Weiterhin werden wir die Eingangsbereich so gestalten, dass mit Hilfe von flachen Rampen der Fahrgastbereich erreicht wird.
Bei neuen Doppelstockzügen, die auf Hauptstrecken eingesetzt werden, werden wir nur noch Fahrzeuge bestellen, die auf die Bahnsteigzielhöhe von 76 Zentimeter optimiert sind und dort einen niveaugleichen Zustieg erlauben. Der Oberstock wird aber immer nur mit Treppen zu erreichen sein.
Ein Instrumentenkasten voller passender Möglichkeiten
In Niedersachsen setzen wir S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpress-Züge ein. Länge, Kapazität und Antriebsart künftiger Fahrzeuge sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:
Tab. 1 Instrumentenkasten Musterfahrzeuge Regionalbahn
| Nr. | Antriebsart | Länge | Konfiguration | Sitzplätze |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Diesel | 45 m | zweiteilig | 120 |
| 2 | Batterie | 45 m | zweiteilig | 120 |
| 3 | Brennstoffzelle | 45 m | zweiteilig | 120 |
| 4 | Diesel | 63 m | dreiteilig | 170 |
| 5 | Batterie | 63 m | dreiteilig | 170 |
| 6 | Brennstoffzelle | 63 m | dreiteilig | 170 |
| 7 | elektrisch | 63 m | dreiteilig | 170 |
Tab. 2 Instrumentenkasten Musterfahrzeuge - S-Bahn und Regionalexpress
| Nr. | Antriebsart | Länge | Konfiguration | Sitzplätze |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Diesel | 45 m | zweiteilig | 120 |
| 2 | Batterie | 45 m | zweiteilig | 120 |
| 3 | Brennstoffzelle | 45 m | zweiteilig | 120 |
| 4 | Diesel | 63 m | dreiteilig | 170 |
| 5 | Batterie | 63 m | dreiteilig | 170 |
| 6 | Brennstoffzelle | 63 m | dreiteilig | 170 |
| 7 | elektrisch | 63 m | dreiteilig | 170 |
SD – Single Deck
DD – Double Deck
Die o. g. Triebzüge können in Einfach-, Zweifach- und Dreifachtraktion fahren.
Anforderungen von heute – Mindeststandards für morgen
Sechs Bereiche sind für die Fahrgäste in unseren Fahrzeugen besonders wichtig: Bei neuen Fahrzeugtypen legen wir auf technischen Fortschritt bei diesen Punkten besonders wert. Vorhandene Fahrzeuge werden bei der so genannten „Hauptuntersuchung XL Doppelstockwagen" (HU XL Dosto) grundlegend modernisiert. Zu diesen wichtigen Punkten gehören:
- Fahrzeugausstattung
- Videoaufzeichnung
- WLAN
- automatische Fahrgastzählung
- Sitzplatzreservierung - Barrierefreiheit
- Beachtung der Bedürfnisse von allen Fahrgastgruppen
- Einstiegsituation (Übergang vom Bahnsteig in das Fahrzeug und Verteilung im Fahrzeug)
- Rampengestaltung im Fahrzeug
- Licht- und Raumgestaltung
- Bedienelemente - Türen
- Durchgangsbreite und Türspuren
- lichte Höhe - Mehrzweckbereiche, Mehrgenerationenbereiche, Fahrradbeförderung, Gepäck
- Trennung der Nutzgruppen
- Besondere Bedürfnisse der Nutzgruppen - Fahrgastinformationssystem
- Ansagen sowie Anzeigen innen und außen
- Informationsmonitore mit Echtzeitinformationen
- Reisendenlenkung - Klima, Heizung, Lüftung
- Funktionalität
- selbsttätige Steuerung, Steuerung nach Konzentration CO2 im Fahrzeug
- Einstellung von hohen Luftaustauschraten bei Bedarf
- nachhaltige Lüftung auch bei Ausfall der Anlagen
Werkstätten und Instandhaltung – Rückgrat eines stabilen Betriebs
Wir setzen unsere Fahrzeuge in den verschiedenen Netzen möglichst flottenrein ein – das erleichtert unter anderem die Ersatzteilversorgung und Instandhaltung in den Werkstätten. Wir streben an, künftig immer mehr vorausschauend instand zu halten. Durch den Einsatz von Sensorik in den Fahrzeugen lässt sich ihr Zustand besser erkennen, Störungen werden präventiv sichtbar. Damit stellen wir eine effiziente und auf die Verfügbarkeit ausgerichtet Instandhaltung sicher. Wir gestalten die Verträge für die verschiedenen Netze so, dass die Instandhaltung für die komplette Lebensdauer sichergestellt ist. Das gilt auch für die Versorgung mit Ersatzteilen.
Werkstätten müssen nah zum Einsatzgebiet liegen, bestenfalls an Linien-End- oder -Kreuzungspunkten. Anhand der definierten Netze ist zu prüfen, ob weitere neue Werkstätten zu errichten sind. Außerdem streben wir an, dass Werkstätten so ausgerüstet sind, dass sie bei besonderem Bedarf auch Fahrzeuge anderer Standorte aufnehmen können.
Derzeit gibt es in Niedersachsen für die LNVG-Poolfahrzeuge folgende Werkstätten:
| Bremervörde | Diesel (Triebzüge, Lok-Wagen-Züge), Wasserstoff |
| Hannover-Leinhausen | Diesel |
| Osnabrück | Diesel |
| Uelzen | Diesel, Elektro (Lok-Wagen-Züge) |
| Künftig in Bremen | Elektro (Triebzüge) |